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Gefährliche Begegnung
Unsere Männer haben heute eine Barba Amarilla (Terciopelo Lanzenotter) erschlagen. Kollege Elmer wurde bereits von einer Barba gebissen und lag danach 4 Monate im Krankenhaus.
Die Terciopelo-Lanzenotter wird mit bis über zwei Meter Körperlänge sehr groß, bewegt sich sehr schnell und ist extrem giftig. Sie ist innerhalb ihres Areals für den Großteil der Vergiftungen durch Schlangenbisse und jährlich für zahlreiche Todesfälle verantwortlich. Viele Patienten, die den Biss überleben, bleiben durch schwerste Gewebezerstörungen und Gliedmaßenverluste lebenslang behindert.
Bothrops asper (lat. Name) gilt als sehr leicht erregbar. Bei absichtlichen Störungen bewegt sie sich sehr schnell, wechselt abrupt die Bewegungsrichtung und versucht zuzubeissen. Wird sie bei Dunkelheit mit einer Taschenlampe angestrahlt, sucht sie Deckung, kehrt aber dann oft an die Stelle der Störung zurück. Am Tag ergreift sie bei Annäherung eines Menschen nicht die Flucht, sondern vertraut auf ihre hervorragende Tarnung und verharrt regungslos. Erst bei Unterschreitung einer bestimmten Distanz oder bei Berührung beisst sie blitzschnell zu. Ein Großteil der Gebissenen nimmt die Schlange daher erst im Moment des Zubeissens wahr. Vor dem Angriff richtet sich die Schlange auf, viele Menschen werden daher oberhalb des Knies gebissen.
Das Gift enthält Gewebe zerstörende Enzyme, vor allem Phospholipase A2 sowie stark proteinabbauende Metalloproteinasen. Typische lokale Symptome sind vor allem starke Schmerzen, Rötungen und Schwellungen, die sich sehr schnell auf die gesamte gebissene Gliedmaße und den benachbarten Rumpf ausdehnen, sowie kleine oder große Blasen, die klare oder blutig-seröse Flüssigkeit enthalten. Häufig entstehen schwere Nekrosen, insbesondere des Muskelgewebes. Bei nicht oder zu spät eingeleiteter Behandlung müssen betroffene Gliedmaßen wegen der Nekrosen häufig amputiert werden. Auch bei rechtzeitiger Behandlung sind betroffene Bereiche oft chirurgisch wiederherzustellen. Weitere Dauerschäden sind Funktionseinschränkungen oder -verluste durch Muskelschwund (Atrophie), bleibende Muskelverkürzungen und Lähmungen peripherer Nerven. Das Gift wirkt hämolytisch und durch Metalloproteinasen hämorrhagisch (Blutgefäße zerstörend). Es verursacht durch thrombinähnliche Enzyme (TLEs) eine Veränderung der Blutgerinnungsvorstufe Fibrinogen und hierdurch eine pathologische Aktivierung der Blutgerinnung. Dies führt über weitere Schritte zum schnellen Verbrauch der Gerinnungsfaktoren und wirkt daher gerinnungshemmend. Das Syndrom wird als Disseminierte intravasale Koagulopathie (DIC) bezeichnet. Die Patienten bluten aus der Bissstelle, aus noch nicht verheilten Narben, Mückenstichen und Mundschleimhäuten und es kommt zu inneren Blutungen. Das Gift wirkt offenbar auch direkt nierentoxisch. Bei Schwangeren führen die Bisse häufig zu Spontanaborten. Zusätzliche Komplikationen entstehen durch Infektionen durch die in den Schleimhäuten der Schlange enthaltene Bakterienfauna. Häufigste Todesursachen sind akutes Nierenversagen, Hirnblutungen und Blutvergiftungen.